Konzept „Political Compass“

Zusammenfassung

Thematische Basis meiner Idee für Projekt C ist meine persönliche politische Frustration, die im Jahr 2020 einen neuen Höhepunkt erreicht hat und das Gefühl der Überwältigung, das mit der genauen Betrachtung aktueller Diskurse einhergeht. Das Ausstellungsstück wird an der Wand präsentiert, ein Latex „Menschen-Fell“ repräsentiert in kafkaesker Perversion die organische Essenz des Menschseins und wird analog zum bekannten Internet Meme „Political Compass“ in verschiedenen Richtungen eingeordnet, wobei es ständig in verschiedene Richtungen gezerrt, geknüllt und geschoben wird, bis es schlussendlich abgenutzt und rissig wird.

Thematischer Hintergrund

In der Linken herrscht die Idee eines Systems, das allen gerecht wird. Diesen Traum gibt es schon lange und als JugendlicheR scheint es leicht (durch Verstärkung gewisser Prinzipien in den Handlungen aller Menschen) zu erreichen zu sein. Im Weg stehen lediglich die Reichen und Mächtigen, deren Ego in allen Dingen höchste Priorität zu haben scheint. Doch eines Tages wacht man auf mit 20€ auf dem Konto zur Monatsmitte und greift selbst zu den Billigstprodukten. Man sagt den Freunden zur Demo ab weil man das Gefühl hat es geht eh nichts weiter. Man ärgert sich über einen Ausländer, der in der Bim einen alten Herren anspuckt, der ihn darauf hingewiesen hat, dass er sich auch an die Maskenpflicht zu halten hat. Am einen Tag scheint alles glasklar zu sein und am nächsten ist in Diskussionen alles relativ, Schuld hat keiner oder irgendwie alle und wichtig ist ja eh nur dass die eigene Weste rein ist.

Das schiere Volumen an verschiedenen Blickwinkeln und Erhebungen, die für die eine oder die andere Seite sprechen, drückt im Kopf. Und dazwischen hängt die eigene Meinung an mehr oder weniger losen Fäden der kindlichen Naivität die sich nicht in den Raum der eigenen erwachsenen Erfahrungen übersetzen lässt. Selbst wenn man sich nun entschließt, alle Fäden zu trennen und von 0 zu beginnen, sich in jeder Sache aufs neue eine Meinung zu bilden, stößt man schnell auf Wände, verschlossene Türen, Spekulationen und Ambiguität. Am Ende bleibt man nur ein Mensch, vor sich einen Berg voller Möglichkeiten die unterschiedliche Verhältnisse von Verlust und Gewinn beinhalten und die perfekte Entscheidung bleibt aus.

Maschinengleiche Perfektion ist nicht, was den Menschen ausmacht. Die Reinheit, die ihm in allen Bereichen vorgesetzt und abverlangt wird ist unerreichbar, doch das Streben nach dieser Reinheit ist ein Grundbestandteil dessen, was den Menschen seit jeher ausmacht. In der Religion, der Bildung, dem Sozialbereich und heute auch besonders in den Medien gibt es eine Vielzahl an Idealen über die wir uns definieren. Zum Beispiel die Position der eigenen Meinung im politischen Kompass. Doch auch dieser Wert bleibt für immer vom Menschen getrennt, denn der Mensch ist fleischlich und kann sich in vielen Fällen an diesen auf Idealen basierenden Systemen sogar Schaden zufügen.

Wie man selber am besten mit diesen Gefühlen umgehen kann und ob oder was man an der Welt ändern sollte, werde ich nicht sagen. Ich möchte nicht weiter urteilen, nur spürbar machen.

Technische Möglichkeiten

Es gibt mehrere konzeptuelle Schwerpunkte, die für die ästhetische Vortragsweise wichtig sind.

Form und Aussehen des Latexstückes

Das Aussehen möchte ich nach guter künstlerischer Tradition minimalistisch halten. Inspiration für die Form kommt aus der Jagdwelt – man könnte sich überlegen wie eine „Trophäen-Fell-Form“ von einem Menschen aussehen würde und dieses dann in Latex gießen und eventuell noch Körperbehaarung hinzufügen. Die Dicke muss dann an die Stärke der ziehenden Kräfte angepasst werden.

Bewegung

Das Latexstück soll in einem viereckigen Bereich nervös herumgezerrt werden und das an der Wand. Man könnte es an den Ecken zum Beispiel mit Gewindestangen nach innen oder außen ziehen. Somit wäre es auch möglich, das Stück zur Abwechslung mal zusammen zu knüllen etc. Man muss vermutlich etwas herumprobieren, um die Bewegung zu erreichen, die den gewünschten ästhetischen Impact hat.

Interaktion

Ob es tatsächlich Anlass für eine Interaktive Komponente gibt, ist noch unklar – das Latexstück könnte sich auch einfach von selber abnützen.

Audio

Um das Thema selbst prominenter in das Ausstellungsstück einzubauen, könnte man zur Audioebene greifen und Dialoge, Monologe und Anekdoten aus dem Themenbereich dazu abspielen.

Nächste Schritte

Zu aller Erst möchte ich das Konzept noch etwas vertiefen und mich mit den Punkten der Umsetzung beschäftigen, die noch unklar sind, Dinge ausprobieren etc. Zu dem Thema lese ich das Buch „Im Heizhaus der sozialen Wärme“ von Christian Schacherreiter, das ein Bisschen in die Richtung geht.

Danach folgt die tatsächliche Produktionsphase, das Ausprobieren, Bauen, Programmieren, Aufnehmen und Bearbeiten des Materials.

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