Performance / Begleitvideo

https://youtu.be/3voVN36Zqjc

Kurzbeschreibung

“Freiheit” ist das dokumentarische Begleitvideo zur Performance “Politische Haut” die aus politischer Frustration, dem Druck zur Selbstdarstellung und einem allgemeinen anhaltenden Weltschmerz entstand. Es ist angenehm, in der eigenen Blase zu bleiben, nicht als Gutmensch oder Nazi abgetan zu werden – mit den komplexen Ängsten, die allem menschlichen zugrunde liegen, vorteilhaft verstaut in einer einzigen Lade. Dort ist es sicher.

Jedoch kommt man nicht darum herum auch mal über den Tellerrand hinauszublicken, sei es in der Familie oder in öffentlichen Situationen, wo man sich mit dem Kundtun einer Meinung sofort als angreifbares Zielobjekt fühlt.

Der Mensch lässt sich für solch unangenehme Situationen gerne eine zweite Haut wachsen. Die Haut, die Telefonumfragen und Animateure oder Bettler auf der Straße prinzipiell abwimmelt. Die Haut, die erschreckende Nachrichten aus fernen Ländern nicht durchdringen lässt. Die Haut wächst und verdickt bis plötzlich alles egal scheint, nichts wirklich berühren kann.

Soll Abschottung wirklich die Lösung sein?

Zeit, die schützenden Wände niederzureißen.

Short Description

“Freiheit / Freedom” is the documentary video accompanying the performance “Politische Haut / Political Skin” which emerged from political frustration, the pressure for self-presentation and a general ongoing sense of world weariness. It is comfortable to stay in your own bubble, where nobody will dismiss you as a starry-eyed idealist or a nazi – with the complex fears that underlie everything human all neatly stored in a single drawer. That is where safety lies. Still, there is no going round thinking out of the box sometimes – may it be within the family or public situations where you immediately feel as vulnerable target object upon revealing an opinion.

People tend to grow a second skin for such unpleasant situations.The skin that by default brushes off telephone surveyists, animators and beggars on the street.The skin that shields from shocking news from far away countries.The skin that grows thicker until finally everything seems to be insignificant, nothing can touch you.

Should isolation really be the solution? It is time to tear down the protective walls.

Update zum Aufbau

Ich habe die Verwendung mit einem Beamer anhand dessen, den ich zu Hause habe verglichen und finde, dass das sehr gut funktioniert. Hier die Beleuchtung von hinten:

Und von vorne:

Mir gefällt es von hinten besser, da man dann selber keinen Schatten wirft beim Betrachten und die Farben intensiver wirken. Man bräuchte allerdings einen Rahmen, der das Latex als Leinwand dann im Raum hochhält und spannt. Insofern dasselbe, was man sonst auf die Wand hängen würde, aber mit Beinen.

Zusammennähen kann man die Latexstücke leider nicht wie geplant, da dann die Stellen ausreißen. Man könnte zwar mit Ösen arbeiten, aber die wären dann für das Bild störend. Es gibt entweder die Möglichkeit, das ganze in einem kleineren Format umzusetzen, also einen Beamer zu finden, der ein kleineres Format auf ein menschengroßes Hautstück projiziert, oder man versucht auf einer Ebenen mit Plastik ausgelegten Fläche das auf der Haut verteilen des Latex mit einem Pinsel nachzuempfinden und so einen größeren Fleck für die Projektion zu machen.

Die nächsten Schritte sind also auf einer freien Fläche in der Uni den Latexfleck aufzupinseln, einen Rahmen in der Größe aus Holz zu machen und dann unten Stehfüße dran. Die vier Servos werden dann außen am Rahmen befestigt und hängen mit Ösen am Latex um die Bewegung zu erzeugen. Zusätzlich mit einem Bewegungssensor zu arbeiten ist im Dunklen aber eher schwierig und vermutlich auch gar nicht unbedingt notwendig. Man könnte statt des Triggerns von außen auch eine inherente Komposition gestalten, dass sich die Servos also parallel zum Video verhalten, schneller und langsamer werden.

Zur Gerechtigkeit der Anderen

Nun habe ich mein Latexstück und weiß noch nicht genau was damit werden wird. Um bei der Arbeit über Experimente mit Servos hinaus noch weiter zu entwickeln habe ich Begriffe aus der Problematik untersucht und in einer Mindmap ins Verhältnis zueinander gestellt.

Ich möchte nicht zu sehr auf die vorhandenen Meinungen Bezug nehmen, sondern an ihre Wurzeln gehen, an Grundwerte, die aus der Basis der modernen westlichen Kultur stammen – das ist der Kern der als Motivation die meisten der verschiedenen Meinungen zu Lösungen verbindet.

Über diese Abstraktion möchte ich das Denken erweitern und verhindern, dass Zuseher(Hörer?) in bekannte Wege des Diskutierens verfallen, hinter Mauern der festgelegten Vorstellungen.

Auch denkbar wäre für mich in diesem Kontext im Aufbau die Haut eher als Leinwand zu verwenden, durchscheinen könnte auf einem Monitor die Animation eines Zeigers eines Kompasses der nicht mehr zu funktionieren scheint – also immer wieder an verschiedenen Orten stehen bleibt; dort scheint dann einer der Begriffe auf. Die Haut bewegt sich nur wenig (mit einem Servo an der Rückseite gesteuert?), aber soll doch lebendig wirken. Ohne – oder mit entfernten Zusehern wirkt die Situation ruhig und kontemplativ, kommt man der Haut und dem Kompass näher, bewegt sich die Nadel schneller, mehr Begriffe erscheinen hintereinander, die Haut ist auch unruhiger und zum Schluss fast gequält.

Ein solches Setup würde einen weiteren Aspekt mit sich bringen: den Umgang untereinander wenn es um politische Meinungen und Überzeugungen geht. Die Zuschauer könnten im besten Fall stressige Situationen in hitzigen Diskussionen, wenn jemand unter Druck gesetzt wird mit dem Kunstwerk verknüpfen, um Bewusstsein für das eigene Wohl und das Wohl anderer zu schaffen und trotzdem die Wichtigkeit der Kernwünsche zu betonen.

Recherche und Formüberlegungen

Zum Thema Form des Hautstückes einige Beispielbilder aus dem Tierreich:

Man findet viele spannende Arbeiten zum Thema Haut, hier einige, die meine Aufmerksamkeit besonders erregt haben:

Pamela Waters, „Feeling in Clay“

Francesco Albano, Human Skin Sculptures

Aus Fukushi Masaichi’s Sammlung tätowierter menschlicher Haut.

Der nächste Schritt ist, selbst eine derartige Form aus Latex zu erstellen.

Folgende Inhalte finden sich auf Anhieb zu dem Hintergrundthema der Arbeit:

https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/14702029.2017.1381008

https://www.spiked-online.com/2007/11/22/is-modern-art-a-left-wing-conspiracy/

https://medium.com/@michaelpearce_17842/why-the-left-disowned-art-995b7b11ef72

https://www.theguardian.com/commentisfree/2007/nov/14/modernartisrightwing

Es scheint als gäbe es dazu eine Reihe von interessanten als auch weniger interessanten Meinungen mit unterschiedlichsten Motivationen und Hintergründen. Mein persönliches Ziel ist es jetzt, die verschiedenen Meinungen (auch vermehrt noch aus wissenschaftlichen Arbeiten) für mich zu vergleichen und zu erschließen um somit das gesamte Thema übersichtlich zu gestalten um es dann in der Arbeit auf den Kern reduziert zu verwenden und hoffentlich auch für mich in gewisser Weise abzuschließen und die Erkenntnisse in meine zukünftigen Arbeiten einfließen lassen.

Konzept „Political Compass“

Zusammenfassung

Thematische Basis meiner Idee für Projekt C ist meine persönliche politische Frustration, die im Jahr 2020 einen neuen Höhepunkt erreicht hat und das Gefühl der Überwältigung, das mit der genauen Betrachtung aktueller Diskurse einhergeht. Das Ausstellungsstück wird an der Wand präsentiert, ein Latex „Menschen-Fell“ repräsentiert in kafkaesker Perversion die organische Essenz des Menschseins und wird analog zum bekannten Internet Meme „Political Compass“ in verschiedenen Richtungen eingeordnet, wobei es ständig in verschiedene Richtungen gezerrt, geknüllt und geschoben wird, bis es schlussendlich abgenutzt und rissig wird.

Thematischer Hintergrund

In der Linken herrscht die Idee eines Systems, das allen gerecht wird. Diesen Traum gibt es schon lange und als JugendlicheR scheint es leicht (durch Verstärkung gewisser Prinzipien in den Handlungen aller Menschen) zu erreichen zu sein. Im Weg stehen lediglich die Reichen und Mächtigen, deren Ego in allen Dingen höchste Priorität zu haben scheint. Doch eines Tages wacht man auf mit 20€ auf dem Konto zur Monatsmitte und greift selbst zu den Billigstprodukten. Man sagt den Freunden zur Demo ab weil man das Gefühl hat es geht eh nichts weiter. Man ärgert sich über einen Ausländer, der in der Bim einen alten Herren anspuckt, der ihn darauf hingewiesen hat, dass er sich auch an die Maskenpflicht zu halten hat. Am einen Tag scheint alles glasklar zu sein und am nächsten ist in Diskussionen alles relativ, Schuld hat keiner oder irgendwie alle und wichtig ist ja eh nur dass die eigene Weste rein ist.

Das schiere Volumen an verschiedenen Blickwinkeln und Erhebungen, die für die eine oder die andere Seite sprechen, drückt im Kopf. Und dazwischen hängt die eigene Meinung an mehr oder weniger losen Fäden der kindlichen Naivität die sich nicht in den Raum der eigenen erwachsenen Erfahrungen übersetzen lässt. Selbst wenn man sich nun entschließt, alle Fäden zu trennen und von 0 zu beginnen, sich in jeder Sache aufs neue eine Meinung zu bilden, stößt man schnell auf Wände, verschlossene Türen, Spekulationen und Ambiguität. Am Ende bleibt man nur ein Mensch, vor sich einen Berg voller Möglichkeiten die unterschiedliche Verhältnisse von Verlust und Gewinn beinhalten und die perfekte Entscheidung bleibt aus.

Maschinengleiche Perfektion ist nicht, was den Menschen ausmacht. Die Reinheit, die ihm in allen Bereichen vorgesetzt und abverlangt wird ist unerreichbar, doch das Streben nach dieser Reinheit ist ein Grundbestandteil dessen, was den Menschen seit jeher ausmacht. In der Religion, der Bildung, dem Sozialbereich und heute auch besonders in den Medien gibt es eine Vielzahl an Idealen über die wir uns definieren. Zum Beispiel die Position der eigenen Meinung im politischen Kompass. Doch auch dieser Wert bleibt für immer vom Menschen getrennt, denn der Mensch ist fleischlich und kann sich in vielen Fällen an diesen auf Idealen basierenden Systemen sogar Schaden zufügen.

Wie man selber am besten mit diesen Gefühlen umgehen kann und ob oder was man an der Welt ändern sollte, werde ich nicht sagen. Ich möchte nicht weiter urteilen, nur spürbar machen.

Technische Möglichkeiten

Es gibt mehrere konzeptuelle Schwerpunkte, die für die ästhetische Vortragsweise wichtig sind.

Form und Aussehen des Latexstückes

Das Aussehen möchte ich nach guter künstlerischer Tradition minimalistisch halten. Inspiration für die Form kommt aus der Jagdwelt – man könnte sich überlegen wie eine „Trophäen-Fell-Form“ von einem Menschen aussehen würde und dieses dann in Latex gießen und eventuell noch Körperbehaarung hinzufügen. Die Dicke muss dann an die Stärke der ziehenden Kräfte angepasst werden.

Bewegung

Das Latexstück soll in einem viereckigen Bereich nervös herumgezerrt werden und das an der Wand. Man könnte es an den Ecken zum Beispiel mit Gewindestangen nach innen oder außen ziehen. Somit wäre es auch möglich, das Stück zur Abwechslung mal zusammen zu knüllen etc. Man muss vermutlich etwas herumprobieren, um die Bewegung zu erreichen, die den gewünschten ästhetischen Impact hat.

Interaktion

Ob es tatsächlich Anlass für eine Interaktive Komponente gibt, ist noch unklar – das Latexstück könnte sich auch einfach von selber abnützen.

Audio

Um das Thema selbst prominenter in das Ausstellungsstück einzubauen, könnte man zur Audioebene greifen und Dialoge, Monologe und Anekdoten aus dem Themenbereich dazu abspielen.

Nächste Schritte

Zu aller Erst möchte ich das Konzept noch etwas vertiefen und mich mit den Punkten der Umsetzung beschäftigen, die noch unklar sind, Dinge ausprobieren etc. Zu dem Thema lese ich das Buch „Im Heizhaus der sozialen Wärme“ von Christian Schacherreiter, das ein Bisschen in die Richtung geht.

Danach folgt die tatsächliche Produktionsphase, das Ausprobieren, Bauen, Programmieren, Aufnehmen und Bearbeiten des Materials.